28. April 2024
Zockerpuls - Braucht jedes erfolgreiche Spiel einen zeitnahen Nachfolger?
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Braucht jedes erfolgreiche Spiel einen zeitnahen Nachfolger?

Die Entwicklung von Videospielen ist immer auch eine wirtschaftliche Frage und stets mit einem hohen Investitionsrisiko verbunden. Wenn beispielsweise ein neues Game keine guten Verkaufszahlen liefert, ist eine Fortsetzung meist ziemlich unwahrscheinlich. Denn warum sollte jemand von der Fortsetzung einer Reihe begeistert sein, wenn schon der Vorgänger niemanden hinter dem Ofen hervorlocken konnte?

Aber auch ein anhaltender wirtschaftlicher Erfolg eines Spiels kann möglicherweise einem potentiellen Nachfolger im Weg stehen. Oder anders gesagt: Warum sollte ein Studio oder ein Publisher Kosten und Mühen in die Entwicklung eines neuen Ablegers stecken, wenn sich der aktuelle Teil selbst nach Jahren immer noch wie geschnitten Brot verkauft oder vom Geschäftsmodell her ohnehin so aufgebaut ist, dass die Nutzer weiterhin bereit sind Ingame-Käufe zu tätigen oder DLCs kaufen? Stichwort „Games as a Service“ wie zum Beispiel bei GTA V bzw. GTA Online, das selbst nach 10 Jahren über 3 Konsolengenerationen hinweg für klingelnde Kassen bei Rockstar Games sorgt und uns sicherlich auch auf GTA 6 warten lässt.

Verhält sich Nintendo wie Rockstar Games?

Nun wird Nintendo derzeit unterstellt sich mit der Entwicklung von Mario Kart 9 erheblich Zeit zu lassen, um den Lebenszyklus von Mario Kart 8 künstlich zu verlängern, das ja streng genommen bereits 2014 auf der Wii U veröffentlicht wurde, bevor es 2017 als Mario Kart 8 Deluxe für die Switch aufgekocht wurde.

Sollte nämlich bekannt werden, dass ein Release von Mario Kart 9 tatsächlich in Aussicht steht, ist davon auszugehen, dass sich dies negativ auf den aktuell immer noch fantastischen Verkaufstrend von Mario Kart 8 Deluxe auswirkt. Nintendo würde sich daher mit einer Ankündigung zu Mario Kart 9 ins eigene Fleisch schneiden.

Stattdessen werden durch „neue“ Strecken und zusätzliche Fahrer bestehende Fans von Mario Kart 8 Deluxe bei der Stange gehalten, die sich ja den Mario Kart 8 Deluxe Booster-Streckenpass holen können, um wieder Schwung in die Kiste zu bringen. Auch stellt diese Erweiterung samt der Ankündigung des DLC-Plans bis mindestens Ende 2023 einen überzeugenden Anreiz, um sich selbst 6 bzw. 9 Jahre nach dem ursprünglichen Release immer noch Mario Kart 8 zu kaufen, da man ja weiterhin neue Inhalte bekommt und gefühlt kein obsoletes Spiel kauft.

Nun kann man sicherlich darüber debattieren inwiefern der größtenteils nicht sonderlich innovative Inhalt des Mario Kart 8 Deluxe Booster-Streckenpass ausreicht, um das Basis-Spiels auch heute noch lohnenswert zu machen, aber man muss auch anerkennen, dass Mario Kart 8 Deluxe sogar ohne Streckenpass auch heute noch bockt und sich grafisch immer noch durchaus sehen lässt. Mario Kart 8 Deluxe ist daher nach wie vor ein absoluter Pflichtkauf auf der Plattform, was sich auch in den Verkaufszahlen widerspiegelt.

Ein neuer Teil sollte sich lohnen!

Auch sollte man wissen, dass Nintendo (abgesehen von Neuauflagen von nostalgischen Klassikern) bei Fortsetzungen eine Philosophie verfolgt, bei der jeder neue Teil auch eine kreative Innovation im Gameplay mit sich bringen sollte, die es so noch nicht gegeben hat. Dies ist auch ein Grund, warum es bisher keinen neuen F-Zero Teil für die Nintendo Switch gibt. Eine bloße technische Innovation rechtfertigt für Nintendo allerdings noch keine Fortsetzung. Zumal es mit Mario Kart Tour quasi ein innovatives Mario Kart 9 gibt. Nur eben nicht auf Konsole, sondern auf Mobile. Wem das noch nicht innovativ ist, sollte außerdem auch einen Blick auf das ferngesteuerte Augmented Reality-Spiel Mario Kart Live Home Circuit werfen, das man sozusagen auch als Mario Kart 9 bezeichnen könnte.

Angesichts dessen würde es uns nicht wundern, wenn der nächste Mario Kart Teil nicht 9, sondern Mario Kart X heißen würden und inhaltlich mit einem Streckeditor Richtung Mario Maker gehen würde. Sozusagen ein Mario Kart Maker.

Wir begrüßen es jedenfalls, wenn Entwickler ihre Spiele selbst nach Jahren noch inhaltlich supporten und den Kauf eines Spiels somit langfristig attraktiv gestalten. Bestes Beispiel ist das polnische Entwickler- und Publisher-Team Techland, dass sogar 5 Jahre nach dem Release von Dying Light 1 nennenswerte DLC und Updates bot, die sowohl kostenfrei als auch auch kostenpflichtig sind. Eine Praxis, die Techland auch für Dying Light 2 angekündigt hat.

Ein weiteres Positivbeispiel ist Ubisoft im Umgang mit Rainbow Six: Siege. Ein Spiel das 2015 veröffentlicht wurde auch heute noch inhaltliche Season-Updates bekommt und dadurch auch für Veteranen abwechslungsreich bleibt.

Die Schattenseite der Fortsetzungen

Tatsächlich können zu geringe Abstände zwischen Fortsetzung sogar zu einer Entwertung des Spiels und zum Desinteresse der Spieler führen. So sind jährliche Neuauflagen von Sportspielen wie FIFA oder alljährliche Shooter-Neuerscheinungen ohne wesentliche Änderungen im Gameplay zum Vollpreis unserer Ansicht nach wesentlich bedenkenswerter, als Nintendos Bemühung Mario Kart-Fans nach so vielen Jahren mit einem völlig optionalen Streckenpass zu einem kostengünstigen DLC-Preis bei Laune zu halten.

Wir bevorzugen daher lange Entwicklungspausen zwischen neuen Teilen, wünschen uns anhaltenden Support durch Erweiterungen, die über kosmetische Inhalte hinausgehen und sind umso erfreuter, wenn ein langerwarteter Nachfolger mit maßgeblichen Gameplay-Innovationen und technischen Next Gen-Features erscheint. Sprich wir finden, dass eine neue Zahl im Titel eines Spiel, nicht nur wie ein bloßes Update wirken sollte, sondern eine wirklich neue Spielerfahrung bieten sollte, um die Fortführung der Zählung zu rechtfertigen. Doof wäre zum Beispiel gewesen, wenn Nintendo den Booster-Streckenpass einfach als Mario Kart 9 verkauft hätte.

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